Sterben

 

 

Warten auf das Ende

 

Den Zuständen entsprechend kommt es bald nach Einrichtung der Rheinwiesenlager zum Massensterben.

 

Bacque schreibt:

 

    In Lagern entlang an den Ufern des Rheins verzeichneten die Armeeärzte vom 1. Mai bis zum 15. Juni 1945 eine erschreckende Sterblichkeitsrate, achtzigmal so hoch wie alles, was sie je in ihrem Leben gesehen hatten. Tüchtig und gewissenhaft  registrierten sie die Todesursachen: so und so viele starben an Ruhr und Durchfall, so und so viele an Typhus, Starrkrampf, Blutvergiftung,, alles in Zahlen, die unglaublich seit dem  Mittelalter  waren. Die medizinische Terminologie selbst reicht nicht mehr ganz aus angesichts der Katastrophe, deren Zeugen die Ärzte wurden. So wurden Todesfälle infolge von Abmagerung und Erschöpfung registriert. .......Herzkrankheit und Lungenentzündung.

(Bacque, a.a.O., S. 78 f.)

 

  

Allmorgendlich  werden die Toten  aus den Lagern abtransportiert, um in Massengräbern versenkt zu werden.

 

Ein Zeitzeuge schreibt:

 

Die Leichen der Verhungerten wurden täglich auf Karren weit außerhalb der Lager in vorbereitete lange Gruben gekippt und in fünf Lagen und langen Reihen aufgeschichtet. Nach Verfüllung mit dem zuvor ausgebaggerten Erdreich erfolgte die Planierung der Massengräber.

Willi Griesheimer, Die Hölle der amerikanischen Kriegsgefangenschaft, Eigendruck, S. 2

 

Dazu kommen all die Toten, die in dem unergründlichen Schlamm oder in den Latrinen versinken, ohne geborgen zu werden. Aus dem Lager Büderich wird berichtet:

 

Man schätzte die Verschütteten auf etwa 230 pro Nacht. Niemand konnte die Menschen ausgraben, keiner war registriert worden. Mit Bulldozern ebneten die Amerikaner die Gruben mitsamt den Toten ein ...“ s. Lager Büderich, Paul Jäger

 

Bacque weist anhand  von Dokumenten und  von Zeugenaussagen  nach, daß in den amerikanischen und später in den französischen Gefangenen- und Arbeitslagern zusammen 800 000 bis eine Million Menschen zu Tode gekommen sind. Ca. drei Viertel der Toten lastet Bacque  den Amerikanern an, also an die 750 000:

 

 

    Die Zahl der Opfer liegt zweifellos bei mehr als 800 000, beinahe mit Sicherheit bei mehr als 900 000 und durchaus wahrscheinlich bei mehr als einer Million. Die Ursachen ihres Todes wurden wissentlich geschaffen von Armee-Offizieren, die über genügend Lebensmittel und andere Hilfsmittel verfügten, um die Gefangenen am Leben zu erhalten. Hilfe-Organisationen, die versuchten, den  Gefangenen in den amerikanischen Lagern zu helfen, wurde die Erlaubnis  dazu von der Armee verweigert. Das alles wurde  damals verheimlicht und dann unter Lügen verdeckt........Akten sind vernichtet, geändert oder als geheim unter Verschluß gehalten worden. Dies geht bis auf den heutigen Tag so weiter.

(Bacque, a.a.O., S.11)

 

Die US-Geschichtsschreibung dagegen spricht lediglich von ca. 5000 Toten der Rheinwiesenlagern. Die offizielle Geschichtsschreibung in Deutschland schließt sich an: 5000 Lagertote, höchstens 10 000, auf keine Fall mehr!

 

Das hieße, daß  von  den  fünf bis sechs Millionen  Gefangenen, die durch die Rheinwiesenlager gegangen sind, nur 0.1% die  im Ursinne mörderischen  Umstände nicht überstanden habe. Eine Todesrate von 0,1% aber entspricht einer Todesrate von Menschen, die unter normalen Bedingungen leben. Für die Rheinwiesenlager ist eine solch niedrige  Todesrate  ausgeschlossen.

 

 

Überdies ist  trotz aller Nachforschungen noch immer der Verbleib von über einer Million Kriegsteilnehmern des II. Weltkrieges ungeklärt.  Man spricht von der vermißten Million, s. auch die Mitteilung des Suchdienstes des Roten Kreuzes:

 

„Auch über 50 Jahre nach Ende des 2. Weltkrieges werden immer noch 1,4 Millionen Deutsche vermißt.“

 

http://www.stolp.de/DBStolp/DBMenue/Rotes_Kreuz.htm

 

Bis vor der sog. Wende wurden die Verschollenen   den Russen angelastet. Nun aber haben die Russen ihre Archive geöffnet, welche  zumindest seit 1946 über  Gefangenenschicksale unerwartet detailliert Auskunft geben.  Ca. 100 000 Vermißtenschicksale  konnten geklärt werden. Man vermutet überdies, daß im Laufe des Jahres 1945 etwa 200 000 Deutsche in den Weiten Rußlands namenlos zu Tode gekommen seien. Die vermißte Million bleibt.

 

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