Schliersee

 

Am 4. Mai 1945 ziehen die Amerikaner in Schliersee - Oberbayern ein. Tausende deutscher Soldaten, die bis hierher vor den Feinden gewichen sind, befinden sich  versteckt in den umliegenden Bergen. Auch  aus den Schlierseer Lazaretten sind die Insassen, soweit sie noch laufen können, die Almen hinauf gestiegen. Die Bevölkerung, derzeit nur aus Frauen und Kindern bestehend,  ist ebenfalls in die Berge geflohen. Obwohl in Schliersee jeder Widerstand erloschen ist,  schießen die Amerikaner, sowie sie eine menschliche Gestalt wahrnehmen, von der Straße her in die Almen hinauf. Zwei Frauen sterben, mehrere werden verwundet. Einem Kind wird die Hand abgerissen.  Ein Soldat wird  tödlich getroffen.

Noch am gleichen Tage wird Schliersee besetzt. Die Besatzer durchkämmen die Berge nach deutschen Soldaten, um sie in die Gefangenschaft zu führen. In einem nimmer enden wollenden Zug werden dann die Gefangenen  durch den Ort getrieben, Verwundete sind dabei, die von ihren Kameraden gestützt oder getragen werden müssen. "Ich werde diesen Anblick nie vergessen," sagt noch heute eine der Schlierseer Frauen, die es gesehen hat.

Man treibt die Besiegten den See entlang bis zu den sumpfigen Uferwiesen bei Breitenbach, einem Dorf gegenüber von Schliersee. Dort stehen sie dann, von Stacheldraht umgeben, Tag und Nacht,  ohne  Schutz, ohne Nahrung, bis sie nach einiger Zeit abtransportiert werden - niemand wagt zu fragen, wohin.

Das Elend des Krieges ist zu Ende. Für die deutschen Gefangenen dieses Krieges hat das Elend erst begonnen.

Maria Schmidt, mariagruettner@hotmail.com

zurück zur Startseite