RHEINWIESENLAGER US-Gefangenenlager Naumburg/Saale Über die Zustände im US-Gefangenenlager Naumburg/Saale habe ich zwei Augenzeugenberichte damaliger Naumburger Einwohner in Händen: 1. Dr. Volkhard Jung, Karlruhe, geb. am 7. 3. 1934, : Am 20 April 1945 kamen die Amerikaner nach Naumburg. An der Weißenfelser Straße richteten sie ein Gefangenenlager auf einer eingezäunten Wiese ein. Die Soldaten befanden sich trotz anhaltenden Schneeregens schutzlos unter freiem Himmel und waren gezwungen, die Nächte im Schneematsch liegend zuzubringen. Die Kirchen riefen zu Brotspenden für die gefangenen Soldaten auf. Auch wir sparten uns das Brot vom Munde ab. Die Amerikaner aber übergaben das gespendete Brot nicht an die Gefangenen, sondern ließen es irgendwo außerhalb des Lagers verschimmeln. Von Naumburg kamen viele der Gefangenen in das berüchtigte Lager Bad Kreuznach. 2. Margarete Schmidt, geb. Grüttner, 13. 11. 1909, gest. 17. 1. 2003: Als damalige Einwohnerin Naumburgs bestätige ich die Aussage von Dr. Jung mit folgenden Zusätzen: 1. In Naumburg befand sich ein noch mit Nahrungsmitteln gefülltes Proviantamt der deutschen Wehrmacht. Anstatt die dortigen Bestände zur Ernährung der Gefangenen zu verwenden, wurde das Proviantamt von den Amerikanern der Bevölkerung zur Plünderung freigegeben. 2. Von anderen Einwohnern Naumburgs hörte ich, daß den Gefangenen als einzige Nahrung täglich je eine halbe Konservendose mit gesalzenem Fleisch ausgehändigt wurde, jedoch nichts zu trinken. Dadurch sollen schwere Darmerkrankungen entstanden sein. Bericht zum Naumburger Lager aus Ekkehard Zimmermann, Staub soll er fressen. Die Internierungslager in den Westzonen Deutschlands 1945-1949, Frankfurt/M. 2007, S. 61: „..auf dem Kasernengelände ...rund 30 000 Männer ohne jede ärztliche Versorgung, ohne Kontakt mit der Zivilbevölkerung. Sie stehen eingepfercht unter grauem Himmel, so eng, daß sie sich noch nicht einmal hinhocken können. Die Verpflegung: zwei Löffel Nudelsuppe und eine Büchse Kohlrabi an einem Tag, am nächsten ein Würfel ….suppe und ein Päckchen Preßkaffee, sonst nichts.“ |