Fritz Saacke

 

Kreuznach-Bretzenheim

 

Um den 20. 4. 45 bin ich in das Lager Kreuznach-Bretzenheim gekommen. Ich hatte das Glück, in einem Erdloch zusammen mit einem erfahrenen Obergefreiten aus dem Rheinland zu sitzen, der drei eiserne Rationen im Besitz hatte und diese in den ersten Tagen brüderlich mit mir teilte, bis wir die bekannte „Diät“ ausgeteilt bekamen.

 

Bis zum 8.Mai schossen die Posten nachts auf jedes aufflammende Streichholz — das sollten Signale für Flugzeuge sein.

 

Wir waren in einem Kamp im oberen Teil des Lagers und sahen jeden Vormittag die Kolonne, die Tote trugen.

 

Nach dem 8.5. waren es vor allem Verhungerte.

 

Durch unser Camp führte eine befestigte Strasse, auf der sich bei strömenden Regen die Gefangenen aufhielten und im Stehen zu schlafen versuchten, bis die ganze Kolonne von Zeit zu Zeit seitwärts in den Schlamm geriet.

 

Ende Mai oder Anfang Juni gab es einige Tage mit heißer Sonne, von denen ich drei Tage im „Ruhr“-Zelt  vor der Sonne geschützt verbrachte, bis mich der Oberarzt hinauswarf, weil er mich richtigerweise für überlebensfähig hielt. Vor diesem Zelt war ein Latrinengestell, von dem ständig bis auf die Rippen ausgemergelte Gefangen tot umkippten.

 

Anfang Juni wurde ich dann in Richtung Chalons S/M aussortiert, wo die „Diät“ Gott sei Dank etwas besser war.

 

Durch puren Zufall ergab im letzten Jahr ein Gespräch mit einem langjährigen guten Nachbarn, daß er auch in Bretzenheim gewesen war mit ähnlichen Erinnerungen.

 

Die lange Friedenszeit – Dank Adenauers Einbindung in das westliche Bündnis — hat diese Erinnerungen verweht.

 

Unverständlich ist mir aber, daß der Volksbund sich mit einem Friedhof für 3000 umgekommene Soldaten aus vier verschiedenen Lagern im Bereich Kreuznach zufrieden gibt.

 

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