Alfred Dagenbach

dagenbach@t-online.de

Das Lager Heilbronn

 

Ich habe zum Lager Heilbronn meine Mutter befragt. Das Lager befand sich in etwa 300 Metern Entfernung von unserem Grundstück. Sie war damals eine junge Frau. Mein Vater war zu der Zeit in englischer Kriegsgefangenschaft. Ich bin Jahrgang 1947 und kannte nur noch Reste der übriggebliebenen Baracken, die noch lange als Behelfswohnungen genutzt wurden. 

Meine Mutter (Jahrgang 1918) bekam zusammen mit meiner Großmutter den Antransport deutscher Soldaten, die über die heutigen B 293 an unserem Grundstück vorbeizogen oder transportiert wurden, ebenso mit, wie den Abtransport von Gefangenen nach Frankreich. Die beiden Frauen  warfen immer wieder Lebensmittel in die Kolonnen, soweit
die Begleiter dies geduldet haben. Dabei sollen Farbige großzügiger gewesen sein als Weiße.

Meine Mutter war allerdings nur einmal am Zaun des Lagers, weil es zu gefährlich war. Von geprügelten Gefangenen hat sie nichts gesehen und es wurde ihr auch nichts berichtet. Dazu muß man wissen, daß viele Entlassene an unserer Gärtnerei vorbeikamen und von meiner Großmutter und Mutter mit Essen und Trinken versorgt wurden, bevor sie schnellstens nach Hause gingen. Trotzdem kann sie sich Mißhandlungen von Gefangenen  vorstellen, denn die Auslieferung nach Frankreich war für die Gefangenen eine Horrorvorstellung. So erlebte sie, wie ein junger Mann aus
dem uns in der Haselter-Siedlung gegenüberliegenden Haus, der lediglich noch zum "Volkssturm" eingezogen worden war, erst an seiner Mutter vorbei ins Gefangenenlager kam, dann im Fußmarsch zurück zum Bahnhof geleitet wurde und dann wieder aus dem vorbeifahrenden Zug nach Frankreich ihr nochmals zuwinken konnte.

Die Verhältnisse müssen am Anfang des Lagers katastrophal gewesen sein. Die Männer standen wochenlang hungernd im Freien, Mann an Mann bei jedem Wetter. Meine Mutter sagte, es habe wie ein wogendes Getreidefeld ausgesehen. Dabei sollen die Gefangenen rohe Kartoffeln gegessen haben, die noch von den Bauern im Boden waren, und
sie sind teilweise daran gestorben.

Meine Mutter bestätigt, daß in der Nähe Häuser beschlagnahmt waren, in denen die US-Offiziere wohnten und daß dort auch deutsche Kriegsgefangene untergebracht waren.

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Rudy Sauter

  Das Lager Heilbronn

 

Ich war im Jahre 1945 14 Jahre alt.

Mein Vater war im Lager Heilbronn. Nachdem wir Post von ihm hatten, machten sich meine Mutter und ich auf den Weg von Lörrach-Baden nach Heilbronn, um ihn zu besuchen. Auf dem Weg kamen wir am mit Stacheldraht umgebenen Lager vorbei mit den vielen Tausenden deutschen Soldaten. Ich persönlich sah, wie amerikanische Negersoldaten auf die Gefangen mit Stöcken einschlugen, weil sie zu schwach waren, alleine auf die Lastwägen zu steigen zur Verfrachtung nach Frankreich in die Kohlenzechen.

Mein Vater berichtete nur selten über die Zustände im Lager. Er sagte, daß ca. 750 000 Insassen im Lager Heilbronn waren. Er hat gesehen, wie viele junge Soldaten  an Schwäche, durch Hunger  verursacht, starben, weil sie Ihren Lebenswillen verloren hatten. Sie wurden jeden Morgen in amerikanischen Trucks eingesammelt und fortgefahren.  Ca. 20-30% der Gefangenen des Lagers Heilbronn seien so gestorben, also 150 000 bis 250 000 Soldaten.

Nach 3 Monaten wurde mein Vater als Friseur einer amerikanischen Artillerieeinheit übergeben. Zusammen mit acht anderen Kriegsgefangenen war er in einem beschlagnahmten Privathaus untergebracht. Er wog 45 kg, als er aus dem Lager kam

Ich bin jetzt 78 Jahre alt und lebe in Kanada.

 driller26@shaw.ca

715 Humphrey Road 
Parksville
British Columbia
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